Ewige Jugend: Die unendliche Suche nach dem Jungbrunnen

Jungbrunnen – KI-generiertes Bild via Midjourney
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Von antiken Mythen bis zu den neuesten Durchbrüchen in der Biotechnologie: Die Sehnsucht nach der ewigen Jugend hat sich durch die Jahrhunderte erhalten. Heutige wissenschaftliche Fortschritte verknüpfen die Vergangenheit auf spannende Weise mit der Gegenwart, konfrontieren uns aber auch mit ethischen, sozialen und ökologischen Fragen.

Von Robert Eysoldt

In der Tiefe der menschlichen Psyche verbirgt sich ein uraltes Verlangen, das seit Anbeginn der Zivilisation Bestand hat – die Sehnsucht nach ewiger Jugend. Diese tiefgreifende Suche scheint weit mehr zu sein, als nur der Wunsch, dem Tod zu entrinnen; sie spiegelt eine komplexe Mischung aus Angst vor dem Unbekannten und dem Drang, die Vergänglichkeit zu überwinden, wider.

Dabei zieht sich der Traum von der ewigen Jugend von den antiken Mythen bis hin zu modernen Erzählungen wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit.

Ob in der Gestalt von Hebe, der Göttin der Jugend, die in der griechischen Mythologie den Gottheiten Nektar und Ambrosia reicht, um ihnen ihre Jugend zu bewahren. In Lucas Cranachs eindrucksvollen Gemälde „Der Jungbrunnen“ aus dem Jahr 1546. Oder auch in Abenteuerfilmen wie „Der letzte Kreuzzug“, in dem Indiana Jones dem Heiligen Gral als Quell ewiger Jugend nachjagt.

Verstehen, kontrollieren und umkehren

Diese kollektive Sehnsucht rückt nun in greifbare Nähe. Fortschritte in der Biotechnologie, wie Genomik und Biogerontologie, ermöglichen es, die biologischen Prozesse des Alterns besser zu verstehen und potenzielle Eingriffe zu entwickeln. Daneben hilft der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Identifizierung von Mustern und Biomarkern, die mit Langlebigkeit und Alterskrankheiten verbunden sind und Apps und Wearables, die Fitness- und Gesundheitsdaten erfassen, können uns frühzeitig auf potenzielle Gesundheitsprobleme hinweisen.

Das Altern wird mittlerweile also nicht mehr als unvermeidliches Schicksal angesehen, sondern als ein biologischer Prozess, der verstanden, kontrolliert und sogar umgekehrt werden kann.

Investitionen in die Zukunft

Die Finanzbranche ist bereits angesprungen. Tech-Größen wie Elon Musk und Jeff Bezos sowie Google und Microsoft haben das Potenzial erkannt und investieren in Start-ups und Technologien, die das Leben verlängern und verbessern sollen. Finanzexperten prognostizieren, dass die Longevity-Industrie zu einer der führenden Branchen des 21. Jahrhunderts wird.

Eine ethische, soziale und ökologische Herausforderung

Doch mit dem Fortschritt kommen auch Bedenken. Neben möglichen strukturellen Auswirkungen, wie beispielsweise einem steigenden Druck auf die Sozialsysteme durch eine älter werdende Bevölkerung, wirft die potenzielle Ungleichheit beim Zugang zu lebensverlängernden Technologien ernsthafte Fragen nach Fairness und Gerechtigkeit auf.

Die Sorge der Kritiker:innen besteht darin, dass zukünftig vornehmlich die wohlhabenden Schichten der Gesellschaft von diesen Entwicklungen profitieren könnten. Und das würde die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vertiefen.

Die Reise zur ewigen Jugend ist demnach nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine ethische, soziale und ökologische Herausforderung. Setzen wir uns also dafür ein, dass die Vorteile des medizinischen Fortschritts allen Menschen zugutekommen.